Page 634 - Wilhelm Wundt zum siebzigsten Geburtstage
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622 Wilhelm Wirth.
betreffende Stelle nicht bloß ebenso wie beim Auftreten eines völlig
neuen Reizes auffällig finde, sondern auch als Variation einer schon
vorher irgendwie bewussten Qualität auffasse. Auf diese Schwierig-
keit wurde ja schon bei der ersten Charakterisirung der Methode im
vorigen Oapitel hingewiesen.
Zunächst wäre es aber ja kein Einwand gegen das ganze Unter-
nehmen, wenn höchstens die allergeringsten Klarheitsgrade nicht mehr
mit Sicherheit in die gesuchte Gesammtsumme einbezogen werden
könnten. Wäre doch damit nur die allgemeine, im "Wesen der Sache
selbst begründete Art der unbestimmten Abgrenzung des Bewusst-
seins nach dem ünbewussten hin zum Ausdruck gebracht. Diese
Werte könnten ja ihrem Wesen nach bei Grültigkeit der bisherigen
Ueberlegungen überhaupt nur sehr geringe sein, und so müssen insbe-
sondere eine relative Constanz des Umfangs und die Veränderungen
der Klarheitsgrade bei verschiedenen Aufmerksamkeitsvertheilungen,
welche die interessantesten G-esichtspunkte in einer von der That-
sache des Bewusstseinsumfanges ausgehenden psychischen Mechanik
ausmachen, auch unter ausschließlicher Berücksichtigung der klaren
Regionen des Bewusstseins aufgefunden werden können. Jedenfalls
reicht der in solcher Weise verfügbare Umkreis viel v/eiter als nach
jener Methode der unmittelbaren Wiedergabe.
Es enthält aber nun die ganze oben empfohlene Methode selbst in
der erwähnten Ausnützung der > psychischen Stauung« einen Haupt-
vortheil, um auch für beliebig niedrige Bewusstseinsgrade der variirten
Stelle im unmittelbar vorangehenden Moment ein Vergleichsbewusst-
sein im eigentlichen Sinne entstehen zu lassen. Denn die besondere
Beachtung der variirten Stelle in der Vergleichsvorstellung wird auch
die kurz vorher erregte Qualität der kritischen Stelle in der
Vorstellung besonders begünstigen, und eine solche Einengung der
Aufmerksamkeit auf diese einzige Stelle wird r.ich relativ geringe
Klarheitsgrade der kurz vorhergehenden Wahrnebmmg z::v Herstellung
einer hinreichend klaren Beziehung zwischen bcii'en Elementen aus-
nützen lassen.
Dabei würde man jene Unsicherheit des Resultats I insichtlich
der geringsten Bewusstseinsgrade, falls sie wirklich vorkoE:^.men sollte,
vor allem für die Untersuchung des den op'ischen Reizen ent-
sprechenden Bewusstseinsumfanges für relativ gering anschlagen