Page 650 - Wilhelm Wundt zum siebzigsten Geburtstage
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638 Wilhelm Wirth.
sich brächten. Auch diese Forderung wäre ja allerdings bei einer
umfassenderen Messung nicht so streng, weil eben jede beliebige
Vertheilung der Klarheitsgrade, falls sie nur dem nämlichen Ur-
complexe gegenüber constant bleibt, schließlich in der gesuchten
Gesammtsumme ohne wesentlichen Verlust zum Ausdruck kommen
muss. Bei der umgekehrten Anwendung der Methode, durch Auf-
suchung des Merklichkeitsbereiches für ein und den nämlichen Varia-
tionsumfang für sämmtliche Stellen des Complexes, wird wenigstens
eine etwas größere Allgemeingültigkeit des Resultates erreicht, wenn
die Vertheilung der Aufmerksamkeit innerhalb des Sehfeldes eine
möglichst gleichmäßige ist.
Die überall »gleichwerthige« Variation der einzelnen Stellen des
Complexes bestand nun darin, dass im Vergleichsobject eine im
Urcomplex schwarz ausgefüllte Figur weiss gelassen, bezw. eine dort
weisse Figur hier schwarz ausgefüllt wurde. Dies konnte in ein-
fachster Weise ausgeführt werden, nachdem durch Lithographie einige
Hundert Karten mit dem nämhchen Muster hergestellt worden waren,
und zwar mit durchaus unausgefüllten, beliebig zu schwärzenden
Umrissfiguren, wie sie aus den entsprechenden Figuren des Complexes
zu ersehen sind. Damit ist dann auch die Möglichkeit gegeben,
weiterhin ohne Anfertigung einer neuen Schrift beliebige andere Aus-
füllungen als Urcomplex verwenden zu können. Zugleich gibt das
Muster nur die Maximalzahl des Urcomplexes an. Denn durch
Aufsetzen von Papierschablonen mit entsprechendem Ausschnitt
können sämmtliche Karten, sowohl die des Urcomplexes, als auch alle
Variationsscheiben, auf eine beliebig geringere Anzahl von Figuren
eingeengt werden. Eine gewisse Abweichung von dem Princip der
gleichmäßigen Variation, wie es für die Vorversuche einzuhalten ist,
liegt allerdings in dem Unterschiede der Variation bei weißen und
schwarzen Figuren des Urcomplexes, welche ja bei der Veränderung
von Weiß in Schwarz und umgekehrt nicht ganz die nämliche ist.
Wären aber z. B. ausschließlich weiße oder schwarze Figuren ver-
wendet worden, wodurch die Variationsmöglichkeit unter den gleichen
Bedingungen im ganzen Feld eine einzige geworden wäre, so würde
damit natürlich die Absorption der Aufmerksamkeit gemäß den
früheren Ausführungen eine viel geringere gewesen sein, so dass viel-
leicht die 25 Figuren für die hier gewählte relativ große Maximal-