Page 651 - Wilhelm Wundt zum siebzigsten Geburtstage
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Zur Theorie des Bewusstseinsumfanges und seiner Messung.
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     Variation nicht entfernt die Grenze gebildet hätten. Man hätte dann
     etwa zu dem ganz anderen Princip der Formvariation schreiten müssen.
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     Durch die Versuche selbst ergab sich aber nun, dass
     practischen Gründen gewählte Variation thatsächhch nach beiden
     Seiten  hin ungefähr   gleich  auffällig  erschien,  womit  natürlich
     die Brauchbarkeit derselben als vergleichbaren Maßes in allen Re-
     gionen des Complexes hinreichend garantirt war.  Nachdem nun die
     Variation sich ausschließlich auf Veränderungen der Helligkeit be-
     schränkte, hätte natürlich auch eine viel einfachere Gestaltung des
     Urcomplexes,  z. B. mit lauter Quadraten oder Kreisen zu dem näm-
     lichen Zwecke ausgereicht.  Die größere Differenzirung der Figuren
     beruhte eben nur auf einer gleichzeitigen anderweitigen Verwendung
     derselben  in  jeweils neuen Urcomplexen mit  einmaliger  tachisto-
     skopischer Exposition.  Einmal vorhanden, konnte diese Differenzirung
     wohl auch für  diese Versuche höchstens  eine Veränderung in der-
     jenigen Richtung bewirken, dass die Aufmerksamkeit zur hinreichen-
     den Beherrschung des Ganzen noch mehr in Anspruch genommen
     und  die gesuchten Grenzen höherer Klarheitsgrade damit in noch
     greifbarere Nähe gerückt wurden.


        3)  Die Versuchsanordnung der          ersten Anordnung.
     (Wiederholte tachistoskopische Darbietung des Urcom-
     plexes.) Der ganze übrige Apparat der ersten Hauptanordnung
     dient nun zur wiederholten tachistoskopischen Exposition  des Ur-
     complexes mit constanter Schnelligkeit der Aufeinanderfolge,  sowie
     zur exacten Auswechselung der gebotenen Scheibe  für eine  einzige,
     vom Beobachter ausgewählte Exposition in dieser fortlaufenden Reihe.
     Diese Anordnung besteht aus zwei Haupttheilen  (s. Taf. I Fig. 1): der
     Vorrichtung, welche die vorhin bereits näher beschriebenen Expositions-
     scheiben trägt, bezw. in einem auszuwählenden Momente in bestimmtem
     Tacte auswechselt (B), und einer großen (vermittelst des Transmissions-
                                                           HP getne-
     rades p durch einen sehr constanten Electromotor von Vs
     benen) kreisrunden Scheibe (Ä) von 1 m Durchmesser von matter,
     dunkelgrauer Farbe. In diese Scheibe ist an der Peripherie der Spalt a
     (von 10x10 cm Weite) eingeschnitten, dessen Ausdehnung senkrecht
     zum Radius durch die beiden Schieber  a', a' (auf der der Zeichnung
     entgegengesetzten Seite) noch beliebig verkleinert werden kann.  Die
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