Page 655 - Wilhelm Wundt zum siebzigsten Geburtstage
P. 655
Zur Theorie des Bewusstseinsumfanges und seiner Messung.
643
das bei binoculai-en Leseversuchen natüi-lich wegen der Accomodations-
störungen ganz unzulässig wäre, das aber bei monocularer Beobach-
tung schon weniger schadet, und insbesondere bei diesen Versuchen
mit tactmäßiger Wiederholung der Exposition die Accomodation von
der etwas näher Hegenden, durch keine secundären Tiefenmerkmale
ausgezeichneten Unterbrechungsebene viel eher abstrahiren lässt*).
Außerdem kommt es aber ja hier überhaupt nur noch auf die bezeich-
neten qualitativ sehr prägnanten HelligkeitsdifEerenzen an und
ist
daher selbst in den späteren Versuchen mit eimnaHger Exposition
bei vorher verschlossenem Spalte der Accomodationsfehler kaum in
Anschlag zu bringen. Nebenbei bemerkt wurden die Versuche auch
stets bei voller Helladaptation vorgenommen. Die richtige Fixations-
lage konnte zwischen den einzelnen Expositionen dadurch sicher be-
halten werden, dass auf der Peripherie des grauen Rades eine das
Sehfeld halbirende feine weiße Kreislinie gezogen war, die gerade
vor dem Fixationspunkt vorbeistrich. Sie musste natürHch eine be-
stimmte Strecke vor der Spaltöffnung abgebrochen werden, damit sie
sich nicht in ihrem Abklingen noch als helle Linie ins Expositions-
feld mischte, sondern gerade noch vor diesem verschwand, bezw. von
ihm völlig ausgelöscht werden konnte. Die horizontale Höhe musste
dabei freilich durch einen feinen Faden markiii werden, der ca.
1 cm vor dem Rade quer vorbeiging. Doch konnte sich die Acco-
modation völlig auf den Scheibenring einstellen und benutzte den
Faden nui- zur Einhaltung der richtigen Höhenlage. Die Beobach-
tungen waren in dieser Weise durchaus bequem, und war außerdem
jeder störender Ausblick auf die übrige Anordnung durch eine dunkle,
das Ocular des Rohres in ca. 14 cm Radius umgebende Scheibe voll-
ständig verhindert.
Eine besondere Sorgfalt war nun weiterhin auf die exacte Aus-
wechselung der Expositionsscheiben zur Variation des Urcomplexes
zu verwenden. Bei geringeren Ansprüchen an die Gleiclunäßigkeit
und möglichste Geräuschlosigkeit der einzehien Vorgänge lässt sich
diese Variation bereits hinreichend genau mit einem einfacheren
als es für die hier zuerst behandelte Ver-
Hülfsapparate ausfüliren,
Objectträger B geschah.
suchsreihe durch den bereits genannten
1) Vgl. oben S. 473.
41*