Page 655 - Wilhelm Wundt zum siebzigsten Geburtstage
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Zur Theorie des Bewusstseinsumfanges und seiner Messung.
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    das bei binoculai-en Leseversuchen natüi-lich wegen der Accomodations-
    störungen ganz unzulässig wäre, das aber bei monocularer Beobach-
    tung schon weniger schadet, und insbesondere bei diesen Versuchen
    mit tactmäßiger Wiederholung der Exposition die Accomodation von
    der etwas näher Hegenden, durch keine secundären Tiefenmerkmale
    ausgezeichneten  Unterbrechungsebene  viel  eher  abstrahiren  lässt*).
    Außerdem kommt es aber ja hier überhaupt nur noch auf die bezeich-
    neten  qualitativ  sehr prägnanten HelligkeitsdifEerenzen an und
                                                                  ist
    daher  selbst in den späteren Versuchen  mit eimnaHger Exposition
    bei vorher verschlossenem Spalte der Accomodationsfehler kaum in
    Anschlag zu bringen.  Nebenbei bemerkt wurden die Versuche auch
    stets bei voller Helladaptation vorgenommen.  Die richtige Fixations-
    lage konnte zwischen den einzelnen Expositionen dadurch sicher be-
    halten werden,  dass auf der Peripherie des grauen Rades eine das
    Sehfeld halbirende  feine weiße Kreislinie gezogen war,  die gerade
    vor dem Fixationspunkt vorbeistrich.  Sie musste natürHch eine be-
    stimmte Strecke vor der Spaltöffnung abgebrochen werden, damit sie
    sich nicht in ihrem Abklingen noch  als helle Linie ins Expositions-
    feld mischte, sondern gerade noch vor diesem verschwand, bezw. von
    ihm völlig ausgelöscht werden konnte.  Die horizontale Höhe musste
    dabei  freilich durch  einen  feinen Faden  markiii werden,  der ca.
    1 cm vor dem Rade quer vorbeiging.   Doch konnte sich  die Acco-
    modation völlig auf den Scheibenring  einstellen und benutzte den
    Faden  nui- zur Einhaltung der richtigen Höhenlage.  Die Beobach-
    tungen waren in dieser Weise durchaus bequem, und war außerdem
    jeder störender Ausblick auf die übrige Anordnung durch eine dunkle,
    das Ocular des Rohres in ca. 14 cm Radius umgebende Scheibe voll-

    ständig verhindert.
       Eine besondere Sorgfalt war nun weiterhin auf die exacte Aus-
    wechselung der Expositionsscheiben zur Variation des Urcomplexes

    zu verwenden.  Bei geringeren Ansprüchen an die   Gleiclunäßigkeit
    und möglichste Geräuschlosigkeit der einzehien Vorgänge  lässt sich
    diese  Variation  bereits  hinreichend genau  mit einem  einfacheren
                             als es für die hier zuerst behandelte Ver-
    Hülfsapparate ausfüliren,
                                             Objectträger B  geschah.
    suchsreihe  durch den  bereits genannten


       1) Vgl. oben S. 473.
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