Page 652 - Wilhelm Wundt zum siebzigsten Geburtstage
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640                       Wilhelm Wirth.

        Kreisscheibe soll zur Unterscheidung von der Expositionsscheibe weiter-
       hin einfach als Rad bezeichnet werden.  Die Axe des Rades A läuft,
       wie vor Allem aus dem Seitenriss  (Taf. II Fig. 2)  deutlich wird,  in
       dem Lager m, das durch den Stab s und     die Brettunterlage u auf
       einem Tische (J) befestigt  ist.  Die Achse  des Rades befindet sich
       dadurch etwa in Augenhöhe des am Tische II sitzenden Beobachters
       (s. Fig. 2) der durch das innen geschwärzte Rohr R monucular nach
       dem Objecto hinvisirt.  Der Kreisring der Radperipherie, in welchen
       der genannte Spalt a eingeschnitten  ist, verdeckt zugleich die Ex-
       positionsscheibe dem Beobachter und gibt sie nur beim Vorbeigang
       des Spaltes  frei. — In den folgenden Versuchen war überall die Um-
       drehungsgeschwindigkeit des Rades auf     sec. festgehalten worden,
                                              Y2
       was  fortwährend  sorgfältigst  controlirt wurde.  Da  gleichzeitig  in
       diesen Reihen wegen der Ausdehnung des Objectes von     einer Ver-
       engerung des Spaltes kein Gebrauch gemacht wurde, belief sich  die
       gesammte Expositionszeit jeder Stelle des Complexes im  Mittel auf
       16*^, und die sog. reine Exposition der 3,5 cm senkrecht zum Radius
       ausgedehnten Figur auf 10,4'^.  Hierbei erschien und verschwand der
       ganze Wahrnehmungscomplex vollständig simultan und konnten ver-
       schiedene Umdrehungsrichtungen des Rades    bei Einschränkung des
       Gesichtsfeldes auf das Expositionsfeld ohne besondere Marken an
       der Scheibe nicht unterschieden werden.  Fig. 1 zeigt das Ganze vom
       Experimentator aus betrachtet, der hinter dem Rade       steht, auf
       deren gegenüberliegender Seite der Beobachter seinen Platz    hat.
       Die Lage der Expositionsscheibe, wie   sie Fig. 4 dargestellt ist,  ist
       in Fig. 1 nicht besonders markirt.  Sie  ist natürlich auf der anderen
       Seite von B dem Beobachter zugekehrt und in der Höhe der Rad-
       axe Ä angebracht,   damit  die  beiden  radialen  Begrenzungen  des
       Spaltes möglichst horizontal und gleichgerichtet durch das Gesichts-
       feld gehen, weshalb ja auch das Rad in so grossen Dimensionen ge-
       wählt wurde.   Außerdem liegt die Scheibe natürlich symmetrisch zu
       der äußeren und inneren Begrenzung des Spaltes.
           Der Apparat ist ferner so eingerichtet, dass der Spalt
       während der vollen Umlaufsgeschwindigkeit des Rades
       beliebig verschlossen und wieder geöffnet werden kann.
       Diese Einrichtung kann auch schon bei beliebig wiederholter tachisto-
       skopischer Exposition dazu benützt werden, um den Urcomplex erst
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